Menschliche Freiheit im Unfreien

Im System verliert sich der Mensch. Denn nur wenn er bereit ist, sich in das Regelwerk affirmativ einzubinden, um ein Bestandteil von ihm zu werden, ist er auch tatsächlich Teil des Systems. Der systematisierte Mensch muß sich an dessen Regeln halten, sonst gefährdet er es. Schnell zerbricht durch das menschliche Handeln und durch allzu dominante, menschliche Eingriffe ein System, das zuvor fehlerfrei funktionierte. Eva und Adam sind eindeutig zu weit gegangen mit ihrem Regelbruch, sie zerstörten das funktionierende System „Paradies“ in ihrer menschlichen Art; sie nahmen sich zuviel Freiheit heraus. Ganz anders der Künstler Christian Heß. Er lotet in seinen Arbeiten die menschliche Freiheit in der systemischen Unfreiheit aus. Das Vergnügen am Umgang mit Systemen und Systematiken, an den Regelwerken der Systeme, die systematisch zwingend sind und dann doch durch das menschliche Gestalten bis zu einem gewissen Punkt individuell ausgereizt werden können, zeigt sich in all seinen Zeichnungen, Skulpturen und Plastiken. Er spielt mit dem Verschwinden und mit der mehr oder minder dominanten Präsenz des Gestalters in den Systematiken der Systeme. Oft wandelt er auf dem dünnen Grat zwischen Konformität und gezielter Rebellion gegen die Regelwerke, denen er sich widmet. Ein gutes Beispiel dafür sind seine Zeichnungen, Kreis, Quadrat und Kreuz, die sich aus kleinen Quadraten zusammensetzen.